besinnliches

Die Botschaft des Friedens

In der alten Geschichte, die nun schon an die zweitausend Jahre die Menschen bewegt, wird es erzählt: Wie Joseph, der Zimmermann, mit seinem Weibe Maria nach Bethlehem wandert; wie die Hochschwangere inmitten aller Mühsal der Reise ihre schwere Stunde nahen fühlte; wie sie in einer elende Herberge ihren Sohn gebiert. So armselig ist dieses Lager; so unbemittelt das elterliche Paar, das Maria dem Kinde nur die Wärme ihres Leibes zu geben vermag und ein Futtertrog ihm als Lagerstatt dient, die Krippe eines Stalles, irgendwo in einer bethlehemischen Vorstadt.
Hirten aber, wird berichtet, wachten auf den Feldern bei ihrer Herde. Das mochte notwendig sein, denn die Zeiten waren unsicher; Unrecht geschah reichlich, und ehe man sich´s versah, meist vom Übermut der Großen und Mächtigen verübt. Denn die Kleinen, die Grauen, Unbekannten auf den Feldern und in den Werkstätten, sie mussten die Suppe der Herren mit ihrem Gut und Blut schmälzen. So war es früher wie damals und auch später noch. Die Hirten konnten ein Lied davon singen. Und darum hatten sie Angst, begreiflich war das, denn Willkür verhindert immer ein wohltätiges Gefühl der Sicherheit, wie sie erst ein geordnetes Dasein verleiht.
Angst auch hatten jene Hirten, als die Helligkeit einer Erkenntnis aufleuchtete, die Geburt eines Menschen verkündet wurde, dem die Aufgabe gegeben sei, für den Frieden auf Erden zu wirken, zum Wohlgefallen aller gleich ihnen Bedrängten, Gedemütigten und Beleidigten. Wie denn auch sollten sie nicht Angst empfinden und zunächst voller Misstrauen sein? Wo war es schon geschehen in ihrem Dasein, dass einer sich im guten Sinne um sie gekümmert hat?


Hoffnung und Sehnsucht

Es war doch auch zugleich die Hoffnung entfacht, die Sehnsucht, dass einer den Weg aus Enge und Fährnis zeigen möchte, aus der Not des Daseins. Und so gingen sie dem Lichte nach. Und als sie die niedere Schwelle des Stalles überschritten, als sie sahen, was geschehen war, und die harten Hände des Zimmermanns in den ihren spürten, Hände, die wie die eigenen waren, da wussten sie: hier benötigten ihresgleichen der Hilfe. Da aber gaben sie von dem wenigen, das ihnen selbst zum Leben diente, Früchte des Feldes und Milch von den Tieren der Herde. Das war weit mehr als die Gaben manches Königs, der hernach erschien, von Neugier und Gewinnsucht getrieben, auch ehrlicher war es und reineren Herzen gegeben.
Mancher Menschensohn ward so geboren. Oft noch erscholl seit jener Nacht die hehre, menschliche Botschaft: Friede auf Erden. Zeiten gab es, da man diese Stimme zu unhörbarem Flüstern erstickte, dann immer, wenn Raublust und Mordgier nach dem Gut und Leben anderer Völker trachteten. Da auch geschah es, dass die Stimme der Vernunft und des Friedens verfolgt wurde, dass man sie für vogelfrei erklärte, hinter vergitterte Mauern sperrte oder millionenfach vergaste, dass man sie kreuzigte, wie man jenen Zimmermannssohn gekreuzigt hatte, weil er gegen das Unrecht der Reichen an den Armen aufgestanden war und die Hand erhoben hatte gegen die Wechsler. Schien unüberwindlich erschien zuweilen die Macht der Finsterlinge, so groß, dass sie sich ihrerseits anmaßten, ihre Botschaft zu verkünden.
Auch sie kam vom Himmel, wie das Licht. Dieser Himmel war nun bestirnt mit den Formationen ihrer “Engel”, irdischen Heerscharen recht eigentlich, die aufsteigen, um die entsetzliche Botschaft des Grauens, der Vernichtung und des Todes niederregnen zu lassen. Das aber genügte ihnen noch nicht einmal, und sie gingen daran, noch fürchterlichere Mordmittel zu ersinnen, geeignet und bestimmt, jegliches Leben von Mensch und Tier und Pflanze zu atomisieren, ja die Erde selbst.
So unhörbar aber die Stimme des Friedens zuzeiten auch zu vernehmen sein mochte, so sehr ihre Verkünder auch gehetzt wurden und werden - gang zum Schweigen konnte man sie nicht bringen. Ja, es geschah, dass diese Stimme nur immer stärker anhob, die alte Botschaft zu verkünden, und nicht nur das, nein, sie auch zu verwirklichen.


Nie gekannte Kraft

Wenn wie sie heute hören, dann ist sie nicht mehr in das Gewand ohnmächtiger Sehnsucht gekleidet. Ihr Ruf hat nun das Gewicht einer nie gekannten Kraft erlangt. Hinter dieser Friedensstimme stehen heute Hunderte von Millionen in allen Teilen der Welt. Der Frieden besitzt heute eine Macht, die stärker ist, die die stärkster Macht ist. Es ist die Macht der armen Hirten und Zimmerleute, die Macht der Arbeiter und Bauern, die Macht der Künstler und Wissenschaftler; die Macht der Mütter und Kinder, die Macht aller Menschen, die guten Willens sind.
Jene Botschaft, vor zweitausend Jahren verkündet, wird in unseren Tagen verwirklicht, weil die Menschen sich endlich besinnen und ihr Schicksal mehr und mehr in die eigenen Hände nehmen, in die Hände von Zimmerleuten, Hirten, Bauern und Arbeitern.
Das aber heißt, die Fínsterlinge - jene landlüsternen Räuber und Nutznießer fremder menschlicher Arbeiter - ihrer unheilvollen Macht zu entkleiden. Dann, aber auch nur erst dann, erfüllt sich das noch ältere Prophetenwort: “Die Schwerter werden zu Pflugscharen, die Speere zu Rebmessern ungeschmiedet, denn es wird kein Volk wider das andere ein Schwert aufheben...”
(Geschrieben 1963)



Krippen machen Weihnachten zum Fest des Gemüts
Maria und Josef und das Christkind

seit 150 Jahren in bürgerlichen Wohnzimmern

Das westgermanische Wort “Krippe” bedeutet eigentlich “Futtertrog aus Holz” und war zuvor unter der Bezeichnung “Flechtwerk” im Althochdeutschen als “krebe” gebräuchlich. Ob in einen Korb oder in die hölzerne Futterraufe gelegt, in der Bibel steht bei Lukas 2,7 geschrieben, wie der Engel des Herrn den Hirten verkündete, dass Jesus “in Windeln gewickelt in einer Krippe liegt”. Stall und Krippe wurden zum Symbol des Heilsgeschehens von Bethlehem. Bereits seit spätantiker Zeit setzte man das weihnachtliche Geschehen bildhaft um und stellte es und mit einzelnen Figuren zunächst auf Altären plastisch dar.

Wurzeln bei Franz und Assisi

In vielen Gegenden der christlichen Welt finden sich Weihnachtskrippen unterschiedlichen Ursprungs. So ließ einer Quelle zufolge Bischof Liborius im Jahr 354 in Rom anlässlich der Einführung des Weihnachtsfestes eine Basilika mit einer Krippen-Kapelle errichten. Während des Mittelalters standen Krippen im Mittelpunkt religiöser, kirchlicher Weihnachtsspiele. Im Kunstführer “Die Gutenzeller Barockkrippe” an der Oberschwäbischen Barockstraße (Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg) erfährt man: “Die unmittelbaren Wurzeln der Krippenkunst sind zu suchen in der Feier der Weihnachtsliturgie durch den Hl. Franz von Assisi im Wald von Greccio im Jahre 1223. Über die Futterkrippe, bei der auch Ochs und Esel standen, wurde ein Tragaltar gestellt, an dem ein Priester die Messe las. Franziskus, der ja nicht Priester war, hielt vor dieser Höhle eine Weihnachtspredigt. Auch die Weihnachtsvision der Hl. Brigitta von Schweden in der Geburtsgrotte in Bethlehem im Jahr 1372 prägt entscheidend die bildnerischen Darstellungen der Geburt Christi besonders nördlich der Alpen...” Bald wurde es zum Brauch, Krippen außerhalb von Kirchen aufzustellen. Das allerdings rief auch Gegner der Krippenverehrung auf den Plan, etwa die Mystikerin Gertrud von Helfta (bei Eisleben), die durch ihr “Gertrudenbüchlein” mit Zaubersprüchen und Beschwörungen zum Schatzheben von sich reden machte. Dominikanerinnen und der Jesuitenorden trugen zur Ausbreitung der bildlichen und figürlichen Darstellung des Geschehens der Geburt Christi bei, auch wenn sich die Aufklärung im Jahr 1803 noch einmal vergeblich für ein Aufstellverbot von Krippen in Kirchen aussprach und sie als “schändliche Kinderbelustigung” diffamierte. Im Volksglauben hatten sich Krippendarstellungen längst verankert. Prunkvolle Krippen schmückten Jahr für Jahr traditionell die bayerischen Barockkirchen; Gläubige legten an ihnen Opfergaben nieder. Krippen in vielerlei Gestalt hielten ab dem 17. Jahrhundert zunächst in bayerischen Höfen, seit 150 Jahren auch in bürgerlichen Wohnzimmern Einzug.
Vor allem in Gebirgsgegenden - etwa dem Erzgebirge - waren stattliche Krippenbauten aus dem Leben der Menschen nicht mehr wegzudenken, wie im Annaberger Wochenblatt von 1814 berichtet wird. Dort ist die Rede von einer “ziemlich neuen Krippe, welche an Gewicht geht” und von anderen, die man auf genannten Weihnachtsbergen besichtigen kann.


Krippen als Volkskunst

Ab dem 18. Jahrhundert boten Wachsbossierer und Holzschnitzer in Tirol, Bayern und dem Erzgebirge mehr und mehr Krippenszenen an: Geburtsszenen, Verkündigung des Engels, Anbetung der Hirten, der Zug der Weisen aus dem Morgenland, die Flucht nach Ägypten. Bilderbogenfabriken lieferten Krippen aus gemalten Papierfiguren. Oberammergau wurde berühmt durch Gestalten aus Wachs, in Villingen entstanden die Figuren aus Ton, in Böhmen, Oberbayern und im Erzgebirge aus Holz. Jede Landschaft war stolz auf ihre Zeugnisse der Volksfrömmigkeit, ob leimgetränkte Leimwand für die Körper benutzt wurde und Stanniol Bäche imitierte; Rinde und Wurzeln wählte man für Höhlenkrippen, in denen Zweige und Moos als Bäume ihren Platz fanden. In der Folge entstanden Krippenspiele mit beweglichen Figuren und auch namhafte Künstler nahmen sich schließlich der Darstellung der Botschaft des Heilsgeschehens an. Die im Laufe der Jahrzehnte entstandenen Kunstwerke sind vielerorts heutzutage in der Weihnachtszeit zu bestaunen. In Münster und Mindelheim oder München laden Krippenmuseen zum Besuch ein, Rottenburg am Neckar stellt regelmäßig die Krippen seiner drei Kapellen aus, in unzähligen Klöstern, Domen, Kirchen - etwa im Esslinger Münster - und Kapellen bewahrt man Zeugnisse dieser alten Volkskunst auf und macht sie von Weihnachten bis Dreikönig oder Lichtmess jedermann zugänglich. Nicht unerwähnt bleiben soll der Krippenschnitzer Theo Gütermann aus Enzklösterle im Schwarzwald. Er schuf lebensgroße, gewichtige Krippenfiguren und eine überaus lebendig gestaltete, beeindruckende Tierwelt, die man in einer Dauerausstellung “Krippena 2000” neben über 60 Sammlerkrippen ganzjährig bewundern kann.
In unserer Zeit finden wir häufig monumentale Darstellungen der christlichen Weihnachtsbotschaft, die Groß und Klein zum Schauen und Nachdenken anregen, jedem ermöglichen, sich sein Bild von der Ankunft Gottes zu machen. Und die dazu beitragen, dass das weihnachtliche Geschehen an der Krippe auch wieder einen Platz in der Gefühlswelt der heutigen Menschheit einnimmt.


 

Quelle Wochenblatt Elzach